Datenkompetenz im Fokus: Wie messen wir, was wir können?
Wie wir mit unseren Daten umgehen, wird in der Forschung immer wichtiger. Forschungsdaten nach bestimmten Kriterien zu verwalten, ist wichtig, um die Forschung transparenter zu machen und um dafür zu sorgen, dass andere sie besser reproduzieren oder nachnutzen können. Hierfür sind Expert:innen wichtig, die Infrastrukturen für Forschungsdatenmanagement (FDM) aufbauen und Forschende konkret unterstützen.
An niedersächsischen Hochschulen wird diese Entwicklung durch die Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen (FDM-NDS), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt FDM-ndsHAW und das Joint Lab Future Libraries & Research Data vorangetrieben. Dabei wird unter anderem die FDM-Kompetenz von Hochschulpersonal gefördert.
Wer ist schon „fit“ im FDM?
Oft wird danach gefragt, wer schon „fit“ ist im FDM, zum Beispiel durch eigene Erfahrungen oder selbstständiges Lernen – schon allein, um herauszufinden, wo welche Unterstützung erforderlich ist, was einfacher gestaltet werden sollte, wie wir neue Gelegenheiten zum gemeinsamen Lernen schaffen oder bereits vorhandene verbessern können.
Diese Frage ist so allgegenwärtig, dass wir allen Interessierten in der Community ein Werkzeug zur freien Verfügung anbieten wollen, das vergleichbare, genaue Antworten darauf erlaubt.
Bisher gibt es jedoch keine Möglichkeit, FDM-Kompetenz zuverlässig und valide zu messen. Dies könnte mit Hilfe eines standardisierten Instruments in Form eines Fragebogens erfolgen, das Sachfragen zum FDM stellt und bei dem die Antworten eindeutig als richtig oder falsch eingestuft werden können.
Das Instrument könnte FDM-Expert:innen, Forschenden und Studierenden helfen, ihre eigenen Fähigkeiten oder zum Beispiel die Fähigkeiten von Kursteilnehmer:innen genauer einzuschätzen und sie so in ihrer Arbeit bedarfsgerecht zu unterstützen.
Ein Tool zur Messung von FDM-Kompetenz
Die Relevanz der Entwicklung eines solchen Instruments wird sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik immer stärker betont. Das BMBF formuliert in der „Roadmap Datenkompetenzen und Datenkultur“ klare Ziele zur Förderung von Datenkompetenz innerhalb der Bundesregierung. Dazu gehört beispielsweise die Erarbeitung von Messinstrumenten zur Ermittlung von Datenkompetenzen.
Auch die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) sieht die Entwicklung von Messinstrumenten zur Bewertung von Datenkompetenz als wichtigen Schritt an. Sowohl das BMBF als auch die NFDI vermerkten dabei, dass bislang eine Möglichkeit zur verlässlichen Erhebung von Datenkompetenz fehlt. Ein entsprechendes Instrument würde also nicht nur lokal in Hannover oder Niedersachsen genutzt werden, sondern könnte im gesamten deutschsprachigen Raum Anwendung finden.
Kompetenzmessung: Was ist das?
Die (FDM-)Kompetenz einer Person ist schwer fassbar, ähnlich wie zum Beispiel die Intelligenz. Während sich konkrete Merkmale wie die Schuhgröße leicht messen lassen, bleibt die FDM-Kompetenz eine latente Eigenschaft – sie ist nicht direkt beobachtbar. Die Psychologie jedoch befasst sich schon seit Jahrzehnten mit der Messung solcher Konstrukte, die üblicherweise durch eine Batterie an Fragen, die zusammen das Messinstrument bilden, operationalisiert wird. Die Fragen dafür müssen sorgfältig formuliert, zusammengestellt und in empirischen Untersuchungen einer psychometrischen Validierung unterzogen werden. Hierdurch kann am Ende sichergestellt werden, dass der Fragebogen FDM-Kompetenz objektiv, reliabel und valide misst.
Die Entwicklung eines Messinstruments ist ein notwendiger Schritt, um die Fähigkeiten von Forschenden und FDM-Expert:innen gezielt zu fördern und weiterzuentwickeln. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, den aktuellen Stand der Kompetenzen zu erheben, sondern auch individuelle und institutionelle Entwicklungsstrategien zu unterstützen.
Kompetenzmessung: Use Cases
Ein solches Instrument könnte für verschiedene Akteur:innen im wissenschaftlichen Betrieb und darüber hinaus hilfreich und nützlich sein:
- Als Data Steward kann ich das Messinstrument nutzen, um die FDM-Kompetenz von Forschenden einzuschätzen, damit ich sie in Beratungen inhaltlich gezielt und zeitsparend unterstützen kann.
- Als lehrende Person an einer Hochschule kann ich das Messinstrument in meinen Lehrveranstaltungen nutzen, um die FDM-Kompetenz der Studierenden zu bewerten, damit ich die Lehrinhalte bedarfsgerecht gestalten und die Lernfortschritte der Studierenden nachvollziehen kann.
- Als Doktorand:in kann ich das Messinstrument nutzen, um meine eigene FDM-Kompetenz einzuschätzen und Lücken zu identifizieren, damit ich mein Wissen ausweiten und mein FDM FAIRer gestalten kann.
Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Anwendungsfälle denkbar.
Kontakt zum Joint Lab Future Libraries & Research Data
Franziska Altemeier, TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek, E-Mail: franziska.altemeier@tib.eu
Dr. Nina Düvel, Hochschule Hannover, E-Mail: nina.duevel@hs-hannover.de
Mehr zum Joint Lab „Future Libraries & Research Data“
... ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Joint Lab Future Libraries & Research Data.
... ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Joint Lab Future Libraries & Research Data.