Law Reviews: Studentisches Publizieren als Examensvorbereitung

In der Reihe „Studentisches Publizieren“ zeigen wir, wie Studierende die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichen können. Im Gespräch mit Philipp Köker, Akademischer Rat am Institut für Politikwissenschaft der Leibniz Universität Hannover, berichten in diesem Beitrag Henrik Wichmann und Simon Weber von ihren Erfahrungen als Redakteure bei der Hanover Law Review (HanLR).

Was hat Sie motiviert, sich bei der Hannover Law Review zu engagieren?

Henrik Wichmann/Simon Weber: Die Motivationen zur Mitarbeit in einer juristisch-studentischen Redaktion sind vielfältig. Wir haben Mitglieder, die bereits vor dem Studium in ihrer Schülerzeitung mitgearbeitet haben und für die die Mitarbeit daher ein naheliegender Schritt war. Andere Mitglieder mögen das wissenschaftliche Arbeiten und schauen gerne jede Fußnote zweimal nach. Für viele ist es zudem motivierend, dass sich bereits Freunde und Kommilitonen bei uns engagieren. Da Übung bekanntlich den Meister macht, ist die Mitarbeit in der Redaktion natürlich ebenfalls eine gute Lerngelegenheit für die nächsten Haus- und Seminararbeiten.

Henrik Wichmann: In meinem Fall war es so, dass ich bereits Freunde hatte, die sich in der HanLR engagierten. Ich konnte ich mich aber auch schnell für die Ziele der HanLR begeistern – besonders für den Anspruch, den Studierenden eine einfach zugängliche Möglichkeit zu geben, eigene Arbeiten und Artikel zu veröffentlichen.

Simon Weber: Bei mir war es vermutlich eher die journalistische Arbeit als der wissenschaftliche Aspekt. Ich schreibe einfach sehr gerne. Das habe ich vermutlich vererbt bekommen. Zudem ist eine Redakteursbezeichnung auch immer mit einem gewissen „Prestige-Feeling“ verbunden. Law Reviews genießen insoweit generell einen recht elitären Ruf. Ein Umstand der dem Arbeitseinsatz definitiv zugutekommt.

Welche Vorteile hat die Veröffentlichung von Beiträgen für Studierende?

Henrik Wichmann/Simon Weber: Eine spannende Frage – denn es gibt viele Vorteile und gleichzeitig kaum Nachteile. Studierende werden mit uns schon in frühen Semestern an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt. Durch eine Veröffentlichung im HanLR erhalten sie eine Plattform, um bereits im Studium in der wissenschaftlichen Sphäre gehört und wahrgenommen zu werden. Natürlich muss man sich bei Meinungsbeiträgen bewusst sein, dass diese auch noch Jahre später öffentlich zugänglich sind.

Der größte Vorteil einer Veröffentlichung ist jedoch vermutlich ein emotionaler. Den eigenen Beitrag in einem unserer Druckexemplare in den Händen zu halten und dabei als Autor genannt zu werden, erfüllt die Studierenden jedes Mal mit Freude und Stolz. Die publizierenden Kommilitonen nehmen dann gerne eine zweite Ausgabe für ihre Eltern oder Großeltern mit, um auch sie an diesem Erfolgserlebnis teilhaben zu lassen. Dieser Moment, wenn die Kommilitonen mit unserer HanLR lesend über den Campus schlendern, ist für uns als Redaktionsmitglieder ganz besonders.

Es macht uns als Redaktion stolz zu sehen, wie Studierende später in ihrer Karriere in anderen namenhaften Fachzeitschriften veröffentlichen und zu wissen, dass deren erste Veröffentlichung bspw. ein Aufsatz oder eine Entscheidungsbesprechung in unserer HanLR war.

Was sollten Studierende beachten, die ihre Arbeit bei einer Law Review veröffentlichen möchten?

Henrik Wichmann/Simon Weber: Generell versuchen wir, allen Studierenden eine möglichst niedrigschwellige Möglichkeit zur Publikation in der HanLR und zur Mitarbeit in der Redaktion zu bieten. Allerdings haben wir sehr viele Jurastudierende bei uns am Campus, sodass wir natürlich nicht jede eingereichte Klausur oder jeden Varia-Beitrag abdrucken können. Natürlich möchten wir unseren Lesern auch interessante Themen und die bestmögliche Qualität bieten.

Wir haben konkrete Veröffentlichungsrichtlinien, die ein Beitrag einhalten muss, um abgedruckt zu werden. Diese umfassen unter anderem eine einheitliche Zitationsweise in allen Beiträgen. Weiterhin sind wir aufgrund des begrenzten Platzes bezüglich der Veröffentlichung von Klausuren gezwungen, eine starre Grenze (Note: mind. 14 von max. 18 Punkten) zu setzen, die zur Veröffentlichung einer Arbeit erfüllt sein muss.

Studierende sollten auch beachten, dass die Redaktion für die Lektoratsschleifen und Qualitätssicherung eine gewisse Vorlaufzeit braucht. Zudem plant unsere Chefredaktion unsere Ausgaben weit im Voraus. Es kann also vorkommen, dass ein Beitrag erst Monate nach Einreichung den Weg in unsere Zeitschrift findet. Dabei achten wir natürlich darauf, dass aktuelle Themen schneller erscheinen als zeitlich variable.

Bei der Veröffentlichung von Klausuren und Hausarbeiten gibt es eine weitere Hürde. Hier muss der Lehrstuhl seine Zustimmung zur Veröffentlichung des Sachverhalts geben. Unsere Professoren denken sich viele Sachverhalte selbst aus und planen, diese teilweise in abgewandelter Form später nochmals zu verwenden. Da die Professoren jedoch wissen, wie wichtig die erste Veröffentlichung bei uns für die Studierenden ist, geben sie in aller Regel ihr Einverständnis.

Wie ist das Verhältnis von studentischen Law Reviews zu anderen juristischen Fachzeitschriften? Welche Unterschiede gibt es?

Henrik Wichmann/Simon Weber: Das Verhältnis der Law Reviews zu anderen Law Reviews/Law Journals in Deutschland ist sehr gut. Wir selbst haben letztes Jahr erst den Kollegen aus Frankfurt dabei geholfen, deren Law Review ins Leben zu rufen. Es gibt keine Konkurrenz, da jede Law Review ihre eigene Fakultät hat. Unterschiede lassen sich jedoch in der Anzahl der Ausgaben pro Jahr und den Kosten für die Studierenden feststellen. So ist unsere HanLR mit vier Ausgaben pro Jahr, die zudem auch noch kostenlos als gedruckte Version erscheinen, ein deutschlandweiter Vorreiter, worauf wir sehr stolz sind.

Law Reviews stehen auch mit kommerziellen Fachzeitschriften kaum in Konkurrenz, da sie einen anderen Fokus haben. Diese kommerziellen Zeitschriften erscheinen monatlich, werden von hauptberuflichen Redakteuren bearbeitet und von riesigen Verlagen finanziert. Sie sind für viele Studierende als Veröffentlichungsmöglichkeit schlichtweg (noch) nicht zugänglich und in ihrem Inhalt weiter weg vom Studium als wir. Aufgrund des Lokalbezugs und der Nähe zur hiesigen Fakultät sind wir gerade für die Studierenden in Hannover interessanter als andere Zeitschriften.

Was haben Sie persönlich durch Ihre Mitarbeit in der Redaktion gelernt?

Henrik Wichmann: Ich habe schon immer gerne Texte geschrieben. Allerdings hat mir erst die Arbeit mit der HanLR das strukturelle Arbeiten in einem (rechts)wissenschaftlichen Kontext nähergebracht. In juristischen Hausarbeiten arbeitet man sich meist recht ‚steif‘ an Prüfungsschemata ab – schreibt man aber einen Artikel, ist man sehr frei in der Textgestaltung. Außerdem habe ich im Rahmen einer Redaktionsleitungsfunktion Erfahrungen darin gesammelt, neue Mitglieder für den Verein anzuwerben und Redakteure zu motivieren.

Simon Weber: In meiner ersten Funktion als Web-Content-Manager für die HanLR habe ich viel über die Arbeit mit Websites gelernt, vom Design bis zum Hosting. Ich hatte viele Freiheiten und konnte mich dort selbst kreativ entfalten und erfinden. Inzwischen bin ich Vorstandsmitglied und hier ist es ganz klar die Leitung eines über 100-köpfigen Teams, die mir sehr viel Spaß macht und bei der ich sehr viel gelernt habe. Regelmäßig treten neue Situationen auf, denen man sich stellen muss und auf die man nicht vorbereitet wird. Das liebe ich! Durch die Arbeit mit unseren Sponsoren habe ich meinen Auftritt im Geschäftsleben weiter verbessern können. Dadurch konnte ich auch Berührungsängste, die vermutlich viele Studierende mit Professoren oder Partnern großer Anwaltskanzleien haben, komplett ablegen.

Die Hanover Law Review

Die Hanover Law Review (HanLR) ist eine studentisch geführte juristische Fachzeitschrift an der juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. Seit Frühjahr 2018 erscheint sie vierteljährlich als kostenlose Online- und Printausgabe. Im Jahr 2019 wurde die HanLR mit dem Niedersächsischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Das Fachportal JURios empfiehlt sie seit 2022 zudem als Zeitschrift für die juristische Ausbildung.

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Philipp Köker

… ist Akademischer Rat am Institut für Politikwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und unterstützt seit mehreren Jahren studentische Fachzeitschriften sowie Studierende, die ihre Haus- und Abschlussarbeiten publizieren möchten.

Henrik Wichmann

… ist Diplom-Jurist und seit 2019 Redakteur für öffentliches Recht bei der Hanover Law Review.

Simon Weber

… ist ausgebildeter Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter und Student der Rechtswissenschaften an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2022 ist er als Zivilrechtsredakteur bei der Hanover Law Review.