TIB Themencast, Folge 3: „Science Tracking – ActivityPub könnte helfen, dieses Desaster zu beenden“

Willkommen bei der dritten Folge des TIB Themencasts! Im Themencast „Das Mastodon im Porzellanladen“ geht es um das Fediverse und die Wissenschaft. Warum benutzen so viele Wissenschaftler:innen Twitter und andere Social-Media-Dienste? Was ist bei dezentralen Diensten wie Mastodon anders? Wird Mastodon je Twitter voll ersetzen können – oder ist vielleicht schon diese Frage falsch gestellt? In sieben kurzen Folgen, von Januar bis April 2023, werde ich, Lambert Heller, schlaglichtartig auf diese Fragen eingehen. Hört rein und kommentiert – viel Vergnügen!

Folge 3: Science Tracking – ActivityPub könnte helfen, dieses Desaster zu beenden

In dieser Folge beschäftigen wir uns mit der Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit durch Science Tracking – und damit, inwieweit uns dezentrale Anwendungen auf Basis offener Webprotokolle dabei helfen könnten, dieses vieldiskutierte Problem zu überwinden.

Den TIB Themencast findet ihr überall, wo es Podcasts gibt, und hier:

Hier in den Shownotes bieten wir weiterführende Informationen zu den Themen der jeweiligen Folge – chronologisch in Stichpunkten.

Science Tracking – eine Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit

• Datentracking in der Wissenschaft (PDF) – Informationspapier des Ausschusses für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), 2021
• Die Petition Stop Tracking Science, 2021
• Renke Siems, Das Lesen der Anderen, 2022
• Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access, Wissenschaftsrat, 2022
• Ein Beispiel dafür, wie die Wissenschaftsfreiheit heute, auch mitten in der EU, gefährdet ist: Central European University zu Abzug aus Budapest gezwungen, Der Standard, 2018
• Sarah de Rijcke (Direktorin CWTS Leiden) analysiert in ihrem Blog eingehend das Vertragspaket, das die niederländischen Wissenschaftsorganisationen 2020 mit Elsevier abgeschlossen haben, Open Access und Datentracking inklusive.
• Beim erwähnten BibCamp #bib3 2010 in Hannover diskutierte einer der Mendeley-Mitgründer mit Lambert Heller darüber, dass im Fall von Mendeley Datensammeln in Ordnung wäre, da Mendeley „even less evil than Google“ sein wolle. (Mendeley wurde dann 2013 von Elsevier aufgekauft.)

ActivityPub – ein Standard für plattform- und anwendungsübergreifende Interaktionen, auch über Mastodon hinaus

• Kommentar zu einer Veranstaltung der TIB auf einer ActivityPub-fähigen Instanz der Eventmanagement-Software Mobilizon. Der Beitrag lässt sich zum Beispiel in einem beliebigen Mastodon-Client suchen, betrachten, „boosten“ (weiterverbreiten), liken und natürlich kommentieren. Dieses kleine Beispiel macht deutlich, inwieweit das „Fediverse“ ein Netzwerk sozialer Interaktionen ist, das über die Grenzen von Servern und Anwendungstypen hinweg funktioniert.
• Das oben genannte Beispiel weitergedacht im Kontext der Forschungsinfrastruktur: Bei dem Event könnte es sich ebenso gut um eine wissenschaftliche Konferenz oder einen Workshop handeln, und bei dem Kommentar zum Beispiel um einen öffentlichen Review der Konferenz.
• Dafür muss nichts „from Scratch“ neu gebaut werden. Vielmehr ist es möglich, einer bestehenden Eventmanagement-Software nachträglich ActivityPub „beizubringen“. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Matthias Pfefferle hat 2022 einige Plug-ins herausgebracht, mit denen ActivityPub bei der verbreiteten Blog- und Content-Management-Software WordPress nachgerüstet werden kann. Einige tausend WordPress-Instanzen nutzen diese heute.

Ausblick auf Folge 4

In Folge 2 waren wir bereits darauf eingegangen, wie Einrichtungen der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur bei Mastodon aktiv werden, mit bisweilen ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Doch gibt es auch Versuche, ActivityPub für und in der Forschungsinfrastruktur einzusetzen, also über Mastodon hinaus? Spoiler-Alert: ja. 🙂 Genaueres dann in Folge 4.