Das Barcamp WikiRemembrance – Chancen und Herausforderungen für die digitale Erinnerungskultur

Wenn wir als Gedenkort viel Arbeit in unser Instagram-Storys stecken – was genau erreichen wir damit, was nicht? Und lohnt es sich dann überhaupt noch, parallel dazu Artikel in der Wikipedia zu ergänzen? Welche Möglichkeiten bieten Wikimedia-Projekte, um Erinnerungsarbeit aktiv zu gestalten? Speichern wir historische Informationen in Wikidata oder lieber in einer eigenen Datenbank, die nicht ganz so oft aufgerufen wird, aber dafür von uns beschützt werden kann?

Um über diese schwierigen, aber wichtigen Fragen für die Erinnerungsarbeit ins Gespräch zu kommen, fand am 7. November 2023 im aufhof Hannover das Barcamp im Rahmen des TIB-Projekts WikiRemembrance statt. WikiRemembrance ist ein Projekt der TIB für alle, die als Mitarbeiter:innen und Freiwillige an Gedenkstätten, als Lehrkräfte an Schulen oder anderswo Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland vermitteln und andere zum Nachdenken anregen.

Im Projektverlauf von WikiRemembrance sollen Erfahrungen, Anregungen und Ideen für eine digital kompetente Erinnerungsarbeit gesammelt und zu einer Handreichung zusammengefasst werden. Anschließend wird diese allen am Thema „Digitale Erinnerungskultur“ interessierten Menschen zur Verfügung stehen. Um für die Arbeit an der Handreichung, die in einem kollaborativen und partizipativen Schreibprozess entwickelt werden soll, eine Grundlage zu schaffen, wurde das Barcamp WikiRemembrance veranstaltet. Dabei kamen Akteur:innen und am Thema interessierte Menschen zum Austausch und zum Miteinanderlernen zusammen.

Barcamp WikiRemembrance

Mit dem Barcamp WikiRemembrance haben wir einen Tag lang einen Raum für alle, die in irgendeiner Weise in der Erinnerungsarbeit aktiv sind. Mit all diesen Akteur:innen wurde ganz gezielt darüber gesprochen, welche Rolle Online-Plattformen bei ihrer Arbeit spielen, welche Erfahrungen damit gemacht werden und welche Fragen die Aktiven im Bereich Erinnerungskultur umtreiben. Die ganztägige Veranstaltung startete mit Kurzvorträgen, bevor am Nachmittag in insgesamt sieben einzelnen Sessions unterschiedlichste Themen rund um digitale Erinnerungskultur diskutiert wurden.

Auftakt und Impulse

Zum Auftakt der Veranstaltung sendete der niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Falco Mohrs einen Gruß per Video-Botschaft (Video). Mohrs betonte, insbesondere auch im Hinblick auf aktuelle Ereignisse, die große Relevanz des Themas und verdeutlichte sein persönliches Interesse an den Ergebnissen des Barcamps.

 Screenshot aus Video-Grußwort Falco Mohrs
Niedersachsens Wissenschaftsminister Falco Mohrs begrüßt die Teilnehmenden des Barcamps in einem Video-Grußwort. Foto: CC BY-ND 4

Den ersten Impuls lieferte Sonja Nilson, #DigitalArchivist bei den Arolsen Archives und Data Curator beim Crowdsourcingprojekt #everynamecounts. Sonja Nilson gab in ihrem Kurzvortrag einen Überblick über relevante Wikimedia-Projekte für Daten in der Erinnerungskultur, speziell Wikidata und Wikimedia Commons. Am Beispiel des Projekts #everynamecounts zeigte sie auf, wie Wikidata und Wikimedia Commons für die Arbeit mit Daten in der Erinnerungskultur genutzt werden können.

Im zweite Impulsvortrag stellte Jan Schenck, Fotograf, Open Data-Enthusiast und Initiator des Gedenkprojektes „Verbrannte Orte“ sein Projekt, einen Online-Atlas zu den NS-Bücherverbrennungen, vor. Er erläuterte, wie er Wikidata für die Erstellung und den Ausbau des Online-Atlas nutzt und machte deutlich, welche Vorteile es hat, Daten über Wikidata verfügbar zu machen.

Die Sessions

Nach der Mittagspause ging es in die sieben Sessions, die sehr unterschiedliche Themen und Fragestellungen boten. In den Sessions tauschten sich die Teilnehmenden angeregt aus und diskutierten gemeinsam zum Beispiel über den Umgang mit Biases in Wikidata, über die Herausforderungen bei der Öffnung von Daten sowie den Umgang mit dem Risiko ungewollter Identifikation von Personen durch offen bereitgestellte Daten. Zu allen Sessions gibt es eine Dokumentation, die hier zusammengefasst nachzulesen ist: https://de.wikiversity.org/wiki/Projekt:WikiRemembrance#Die_Sessions

Acht Personen sitzen um einen Tisch und diskutieren im Rahmen einer Barcamp-Session.
Barcamp-Session WikiRemembrance. Foto: Ina Blümel, CC BY 4.0

Jens Bemme hat als aktiv am Barcamp Teilnehmender bei Wikiversity sowie im Fachblog Saxorum das Barcamp dokumentiert bzw. diskutiert. Die Wikiversity-Seite sowie die mit dem Projekt verknüpften Daten bei Wikidata und Wikimedia Commons können und sollen im weiteren Projektverlauf kontinuierlich ergänzt und erweitert werden – practice what you preach. Danke für den Aufschlag dazu, Jens!

Alle, die Interesse am Thema digitale Erinnerungskultur und Lust dazu haben, sich an der Entwicklung der Handreichung zu beteiligen, oder die gerne über den weiteren Verlauf von WikiRemembrance informiert bleiben möchte, laden wir sehr herzlich dazu ein!

Bei Interesse reicht eine kurze und formlose Nachricht an gabriele.fahrenkrog@tib.eu aus.

Mehr zum Projekt WikiRemembrance gibt es auf unserer Website: https://www.wikiremembrance.de/

Ansprechpersonen bei WikiRemembrance

Gabi Fahrenkrog: gabriele.fahrenkrog@tib.eu
Lisa Groh-Trautmann: lisa.groh@tib.eu
Lambert Heller: lambert.heller@tib.eu

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Open Science Lab mit dem Schwerpunkt auf die Bereiche offener Kultur und Bildung

… arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945