Ask Me Anything: Wir beantworten Fragen zum Thema Open Access
Die TIB engagiert sich seit Jahren für Open Access und unterstützt unter anderem die Transformationsinitiative OA2020. Wir nehmen Open-Access-Konditionen in Verträge mit Verlagen auf und unterstützen Initiativen wie arXiv und SCOAP³. Wir unterstützen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover und überregional beim Open-Access-Publizieren mit verschiedenen Angeboten. Wir betreiben Publikationsfonds für die Leibniz Universität und für die Leibniz-Gemeinschaft, über die Kosten für Open-Access-Publikationen übernommen werden können. Wir sind zuständig für das institutionelle Repositorium der Leibniz Universität Hannover, das der kostenfreien Erst- oder Zweitveröffentlichung wissenschaftlicher Texte dient. Außerdem bietet die TIB Beratung und Informationsveranstaltungen zu Open Access, Urheberrecht und verwandten Themen an.
Ganz besonders möchten wir die laufende Open Access Week (24.-30.10.2016) nutzen, um mit Interessierten ins Gespräch zu kommen, auch hier im Blog. Nutzen Sie die untenstehende Kommentarfunktion für Ihre Fragen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TIB werden sie die ganze Woche über beantworten.
... arbeitet im Bereich Publikationsdienste der TIB und ist insbesondere für Beratung und Schulungen zum Thema Open Access zuständig.
Ich interessiere mich für Open Access in den Rechtswissenschaften und wäre froh über einen kurzen Überblick zum status quo.
Was sind die wichtigsten Verlage, Repositorien oder Initiativen? Gibt es Untersuchungen zu OA in den Rechtswissensschaften; Handbücher, Dienstleistungsangebote …?
Vielen Dank im Voraus!
Liebe Frau Wenz,
in den Rechtswissenschaften wird auf traditionelle Publikationsformen gesetzt (vor allem Print), eine wesentliche Rolle für Qualitätssicherung spielen aus Sicht der Wissenschaftler die Verlage. Insofern gibt es erst ein auf internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung spezialisiertes fachliches Repositorium: http://intr2dok.vifa-recht.de/content/brand/how.xml
Daneben besteht aber immer die Möglichkeit in institutionellen Repositorien zu publizieren, Publikationen sind dann in Bibliotheksportalen und über Suchmaschinen auffindbar. Mitglieder der Leibniz Universität Hannover können beispielsweise im Repositorium der LUH veröffentlichen (siehe auch https://www.tib.eu/de/publizieren-archivieren/open-access/repositorien/)
Eine Liste der verfügbaren Open-Access-Zeitschriften (meist mit Peer Review) kann über DOAJ (Directory of Open Access Journals) eingesehen werden: https://doaj.org/subjects
In Deutschland fehlen die Initiativen für Open-Access-Zeitschriften zum deutschen Recht bisher weitgehend, oder die Journals erfüllen nicht die Anforderungen an Open-Access-Publikationen, die vom DOAJ gestellt werden (https://www.jipitec.eu/ – andere Open-Access-Lizenz).
Es gibt viele von Kanzleien, aber auch ein paar von Wissenschaftlern betriebene BLOGS (http://criminologia.de/). Hier eine Übersicht: http://www.jurablogs.com/blogs/active
Mit sinkenden Budgets der Bibliotheken und neuen, leicht zu bedienenden Open-Source-Publikationstools, sozialen Netzwerken für Wissenschaftler und der Tatsache, dass Forschungsförderer zunehmend fordern, dass Ergebnisse der von ihnen geförderten Forschungsvorhaben auch als Open Access publiziert werden, hoffen Bibliotheken, dass auch in den Rechtswissenschaften Open-Access-Publikationen mehr Anerkennung finden.
Übrigens veranstaltet die TIB gemeinsam mit JurService im Rahmen der Ringvorlesung einen Workshop für Promovierende: https://tib.eu/digitales-publizieren-jura
Vielen Dank für die Fragegelegenheit! Ich interessiere mich für
Typographie und würde gerne wissen, wie Open-Access-Publikationen
gesetzt werden. Gibt es vielleicht auch Herausgeber, die nicht nur ein
fertiges PDF-File o.ä., sondern auch die dazugehörigen TeX-Files o.ä.
(analog zu Open Source) zugänglich machen? Also im Vergleich zur
Software-Welt:
Public Domain: nur PDF / nur ausführbares Programmpaket bzw. App
Open Source: PDF + TeX-Files / Programme + Quellcode
* Grundsätzlich werden Open-Access-Publikationen nicht anders gesetzt als andere Publikationen, die Unterschiede liegen auf der Ebene der Zugänglichkeit, Nutzbarkeit etc.
* Daraus lässt sich natürlich auch die Idee ableiten, wie es in Ihrer Frage ja auch anklingt, ob dann nicht auch auf der technischen Ebene mehr Offenheit praktiziert werden kann.
* Tatsächlich wird so etwas zunehmend von Verlagen und anderen Publikationsorten praktiziert, in aller Regel aus Gründen der Maschinenlesbarkeit (und damit besserer Nachnutzungsmöglichkeiten) und um offen zu sein für beliebige andere Formatierungen. LaTeX ist hier aber selbst bei den Verlagen, die Einreichungen in LaTeX entgegennehmen oder bevorzugen, nicht das Publikationsformat der Wahl.
* In der Regel finden solche Publikationen dann in XML-Formaten statt. Beispiele: bei Copernicus: https://doi.org/10.5194/asr-13-145-2016, bei PLOS: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0162697 oder bei PeerJ: https://doi.org/10.7717/peerj.2323.
* An vielen Stellen, z.B. bei arXiv, können aber auch LaTeX-Dateien als weitere Datei hinzugefügt werden. Dies ist natürlich v.a. dann sinnvoll, wenn in der Datei Berechnungen durchgeführt oder Abbildungen erzeugt werden.
Als Ergänzung: Bei arXiv ist es üblich, dass das Manuskript als LaTeX-File hochgeladen wird (zusammen mit den Abbildungen und ggf. dem style file der Zeitschrift) und erst daraus on the fly das PDF generiert wird. https://arxiv.org/help/faq/whytex
Die Idee von Open Access klingt ganz vernünftig. Aber im Unialltag bekomme ich davon wenig mit, sodass es mir immer etwas kompliziert vor kommt. Was kann ich selber tun, ohne viel Zeit zu investieren, und ohne mich angreifbar zu machen?
Was vielleicht ein bisschen Zeit kostet, sich aber auf jeden Fall lohnt, ist, sich zu informieren und sich beraten zu lassen. Was der einfachste Weg ist, lässt sich nämlich nicht pauschal sagen, das hängt u.a. stark vom Fachgebiet ab. In manchen Fächern (z.B. den Lebenswissenschaften) gibt es mittlerweile etablierte Open-Access-Zeitschriften, die den traditionellen Zeitschriften in nichts nachstehen. In anderen Fächern, wie etwa Physik oder Mathematik, ist es üblich, seine Arbeiten auf einem Preprint-Server wie arXiv frei zugänglich zu machen. Und dann gibt es leider Fachgebiete, in denen Open Access bislang noch wenig Fuß gefasst hat, unmöglich ist es aber auch da nicht. Einen Überblick gibt es z.B. hier: http://open-access.net/informationen-fuer-verschiedene-faecher/
Viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten eigene Repositorien an, in denen Mitarbeiter und Studierende ihre wissenschaftlichen Arbeiten frei verfügbar machen können. Da wird auch genau überprüft, ob das rechtlich möglich ist.
Wie gesagt, ohne den genauen Hintergrund zu kennen, lassen sich nur allgemeine Hinweise geben. Bei konkreten Fragen – wie finde ich eine geeignete Open-Access-Zeitschrift für mein Fachgebiet? Wie kann ich die möglicherweise anfallenden Gebühren finanzieren? Welche Dokumente darf ich in einem Repositorium hochladen?, usw. beraten wir Sie gerne. Und dass man im Unialltag mehr von Open Access mitbekommt, daran arbeiten wir.
Danke sehr für die hilfreichen Informationen! Ich versuche zunächst noch, einen Überblick über die deutschsprachigen Open-Access-Zeitschriften zu bekommen. Existiert vielleicht schon eine fertige Liste oder eine fertige Abfrage für die o.g. Verzeichnisse bzw. Suchmaschinen? Ein naiver Abfrage-Versuch ist zu unscharf.
Gute Frage, eine entsprechende Liste ist mir leider nicht bekannt. Bei der DOAJ-Abfrage werden alle Zeitschriften gefunden, bei denen Deutsch als „full text language“ angegeben ist, aber oft als eine unter mehreren oder nur als Sprache der Abstracts. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, das noch weiter auf „nur Deutsch“ einzuschränken.
Nachtrag: Auch nicht ganz das Gewünschte, aber eine weitere Möglichkeit bietet die Suche in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) nach frei zugänglich Zeitschriften mit dem Schlagwort „deutsch“ in der erweiterten Suche: https://tib.eu/ezb-oa-zeitschriften-de. Damit findet man allerdings alle frei zugänglichen Zeitschriften (z.B. auch digitalisierte historische Zeitschriften), nicht nur Open-Access-Zeitschriften im engeren Sinn.
Die Open Access Week 2016 ist vorbei, aber selbstverständlich stehen wir weiterhin telefonisch, per E-Mail und persönlich für alle Fragen rund um Open Access zur Verfügung: https://tib.eu/open-access-beratung.