OPTIMETA: Offene Metadaten für bessere Findbarkeit von Open-Access-Publikationen

Es gibt etliche gesellschaftliche Gruppen, die ein Interesse an Forschung, ihren Prozessen, ihren Akteuren und natürlich den Resultaten haben, um Antworten auf die Vielfalt an drängenden Fragen unserer Zeit zu entwickeln. Zum Beispiel dürfen Forschende den Anschluss an die neuesten Erkenntnisse nicht verlieren, Politik und NGOs möchten evidenzbasierte Politik gestalten, oder privatwirtschaftliche Akteure möchten Erkenntnisse in Innovationen umsetzen. Durch die enorme Menge an Forschungsergebnissen, also Artikeln, Datensätzen oder Methoden/Software, ist dies alles nur möglich, wenn die Forschung hinreichend detailliert beschrieben wird und diese Beschreibungen menschen- und maschinenlesbar geteilt werden können. Im BMBF-geförderten Projekt OPTIMETA widmen wir uns dieser Thematik, indem wir die weltweit am häufigsten genutzte Software für Open-Access-Journals (Open Journal Systems, kurz OJS) um zwei Funktionalitäten zur Erfassung und Verbreitung von innovativen Publikationsmetadaten ergänzen.
Im Fokus stehen hier zum einen Zitationsmetadaten. Hierfür haben wir hier das Citations Plugin entwickelt. Dieses Plugin erweitert OJS um die Möglichkeit, die Referenzen eines Artikels in strukturierter Form in offene Datenquellen für Zitationsinformationen zu übertragen. Was offene Zitationen sind, und warum sie wichtig sind, haben wir hier schon einmal beschrieben. Und während die Zitationsallmende, d.h. der große Pool an offen zugänglichen, strukturierten Zitationsinformationen, durch Beiträge nahezu aller großen Verlage inzwischen stark gewachsen ist und an Relevanz zugenommen hat, sind sogenannte scholar-led, oftmals verlagsunabhängige Zeitschriften in der Regel technisch und organisatorisch nicht in der Lage, an den dafür notwendigen Prozessen teilzunehmen. Was macht das Citations Plugin nun?

Nach der Eingabe der Zitate in das Textfeld für die Referenzen werden die DOIs aus den Rohreferenzen extrahiert. Nach dem Extrahieren der DOIs werden die Zitate mit Metadaten aus Open Alex (OpenAlex.org) angereichert. Nach der Anreicherung können die Zitate von Autoren und Redakteuren sowohl auf der Submission- als auch auf der Artikeldetailseite detailliert bearbeitet werden, wenn dies gewünscht ist. Der nächste Schritt ist die Übermittlung der strukturierten Zitate auf externen Open-Access-Seiten wie OpenCitations und Wikidata.

Dann arbeiten wir noch am Geoplugin. Dieses Plugin erlaubt es wissenschaftlichen Zeitschriften nicht nur klassische Publikationsmetadaten zu erfassen (WER hat unter welchem TITEL WANN etwas veröffentlicht?), sondern auch räumliche und zeitliche Informationen zu sammeln und darzustellen. Raum-zeitliche Metadaten beantworten die Frage WO und WANN des Inhalts des Artikels. Wenn eine Autorin einen Artikel einreicht, wird sie also gebeten, einen Zeitrahmen anzugeben, auf den sich ihre Arbeit bezieht. Dies kann der Zeitraum der Datenerhebung sein oder auch die betrachtete historische Zeitperiode. Außerdem kann sie auf einer interaktiven Karte den Ort oder die Bereiche kennzeichnen, auf die sich die Forschungsarbeit bezieht. Das kann ein ganzes Land sein, zum Beispiel bei demografischen Untersuchungen, mehrere kleine Waldstücke bei biologischer Feldforschung, eine viele Seemeilen lange Route einer Forschungsfahrt in die Arktis, oder auch nur ein einziges Gebäude in einer Stadt. Diese Informationen der Autorin können dann auf der einzelnen Artikelseite und auf Übersichtskarten für die gesamte Zeitschrift angezeigt werden. Der Leser kann so neben einfachen Suchbegriffen auch die Region oder den Zeitraum bei dem Auffinden neuer relevanter Forschung mit einbeziehen. In der Zukunft stellen wir uns vor, dass die räumlichen und zeitlichen Eigenschaften von Publikationen aus vielen Zeitschriften zusammengeführt werden und so ganz neue und Disziplin-übergreifende Verknüpfungen hergestellt werden können.

Beide Plugins wurden kürzlich veröffentlicht und können schon genutzt werden. Wir hoffen, dass sich neben unseren Partnerjournalen noch einige weitere Interessenten finden, die die Plugins ausprobieren und uns Feedback geben. Detaillierte Informationen dazu haben wir hier zusammengestellt: https://projects.tib.eu/optimeta/news/detail/beta-release-bern-beide-plugins-sind-veroeffentlicht/. Gerne nehmen wir Ihre Ideen auf, um die Funktionsweise der Plugins weiter zu optimieren. Auf anderer Ebene werden wir ebenfalls die Bedürfnisse und Einstellungen der Autor:innen von wissenschaftlichen Artikeln in Bezug auf den wissenschaftlichen Publikationsprozess und die Verwendung und Akzeptanz von Metadaten erheben. Dazu werden wir demnächst eine quantitative Befragung durchführen und so in Erfahrung zu bringen, welche Aspekte wir berücksichtigen sollten, damit neben den Journals insbesondere auch die Autor:innen von unseren  beiden neuen Funktionalitäten in OJS, nämlich dem Geoplugin und dem Citations Plugin, profitieren können und für die Sinnhaftigkeit, sich mit Publikationsmetadaten auseinander zu setzen, langsam aber stetig sensibilisiert werden können. Uns ist klar, dass das ein langwieriger Prozess ist, wir hoffen aber, mit unserer Arbeit einen guten Beitrag zu leisten, um das Interesse an und die Nutzung von Publikationsmetadaten zu fördern.

Mit Blick auf das Geoplugin planen wir für die verbleibenden Projektmonate noch den Aufbau und die Inbetriebnahme eines kartenbasierten Portals für wissenschaftliche Artikel, um den Leser:innen eine gezielte Suche nach Forschungsarbeiten auf Basis von räumlichen und/oder zeitlichen Informationen zu ermöglichen. Dann wäre es beispielsweise möglich, speziell nach Publikationen zu suchen, die sich mit der Vegetation auf der Insel Föhr in den Jahren 1990-2000 beschäftigen. Für das Citations Plugin erhoffen wir uns eine Aufnahme als Core Feature in OJS, um so für den Zeitraum nach Projektende die Anwendungsmöglichkeit und Pflege gewährleisten zu können und der großen Nutzerschaft von OJS diese wichtige Funktion zur Verfügung zustellen. Hierfür sind allerdings noch einige Vorarbeiten notwendig, mit denen wir uns momentan beschäftigen.

Jetzt ist zuerst aber das Ausprobieren an der Reihe! Haben Sie Interesse daran, die Plugins zu testen und mit uns in den Austausch dazu zu treten? Folgen Sie uns auf Twitter (@OPTMTA), abonnieren Sie unsere Mailingliste (https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/optimeta), kontaktieren Sie uns direkt!

Gazi Yücel arbeitet als Softwareentwickler im Open Science Lab der TIB an den Projekten OPTIMETA und TextTransfer II.

... arbeitet im Open Science Lab der TIB und beschäftigt sich dort (überwiegend) mit offenen Forschungsinformationen und Open Science. Weitere Informationen: https://tib.eu/christianhauschke