Ein Einblick in TIB-Konsortien – Bibliotheken und Einrichtungen als Kunden der TIB

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Mit dem Fortschreiten der Open-Access-Transformation und im Rahmen vom Projekt DEAL ist das Konstrukt „Konsortium“ in deutschen Wissenschaftseinrichtungen wieder in aller Munde. Die TIB betreibt als überregionale Infrastruktureinrichtung bereits seit vielen Jahren eine Konsortialstelle – Zeit, einen kleinen Einblick in das Konsortialgeschäft an der TIB zu geben. In diesem Blog-Post möchten wir erläutern, wer zu unseren Kunden gehört und die Serviceleistungen der TIB im Bereich Medien- und Lizenzmanagement nutzt.

Wofür sind Konsortien eigentlich gut?

Durch den Zusammenschluss zu einem Konsortium können wissenschaftliche Einrichtungen von besseren Konditionen beim Literaturerwerb und bei der Finanzierung von Publikationsgebühren profitieren. Die Vorteile einer solchen „Einkaufsgemeinschaft“ sind beispielsweise Preisvergünstigungen, erweiterte Rechte für Nutzer:innen und Autor:innen und ein geringerer Verhandlungs- und Verwaltungsaufwand für die Erwerbungsabteilungen teilnehmender Bibliotheken.

Im Rahmen unseres Auftrags der überregionalen Informationsversorgung kümmern wir uns nicht nur direkt um den Bedarf von Forschenden, sondern versuchen, anderen Bibliotheken den Zugang zur Fachliteratur zu erleichtern. Als Konsortialführung setzen wir uns aktiv für die Interessen der teilnehmenden Einrichtungen ein und verhandeln vorteilhafte Konditionen mit Verlagen und Fachgesellschaften. Wir übernehmen zudem verschiedene Aufgaben bei der Administration und Umsetzung der TIB-geführten Konsortien und begleiten den gesamten Laufzeitzyklus eines konsortialen Lizenzvertrags.

An wen richtet sich das Konsortialangebot?

Unser Dienstleistungsangebot richtet sich an wissenschaftliche Bibliotheken und Einrichtungen in ganz Deutschland. Dabei weisen die einzelnen Konsortien der TIB unterschiedliche Teilnehmergruppen und Organisationsstrukturen auf. Die von uns verhandelten Angebote sind alle „Opt-In“-Konsortien. Das bedeutet, dass der Beitritt zum Konsortium auf den eigenen, expliziten Wunsch der Einrichtung erfolgt. Mit der Anmeldung zu einem Konsortium verpflichtet sich die Einrichtung, die für sie anfallenden Kosten zu tragen. Dabei können sich Einrichtungen darauf verlassen, dass unter Konsortialteilnehmern das Prinzip der Gleichbehandlung gilt. Einzelne Einrichtungen werden innerhalb des Konsortiums also bezüglich der Preisgestaltung, der vertraglichen Konditionen und der angebotenen Produkte nicht bevor- oder benachteiligt. Für uns als Konsortialführung liegt der Fokus auf einer fairen und transparenten Preisgestaltung. Wir streben eine klare Kommunikation sowohl mit den Anbietern und den Konsortialteilnehmern, unseren Kunden, an.

Da die TIB die Deutsche Zentrale Fachbibliothek für Technik und Naturwissenschaften ist, deckt unser Konsortialangebot vorrangig Produkte aus den Fachgebieten Architektur, Chemie, Informatik, Mathematik, Physik und Technik ab. Ein wichtiges strategisches Ziel ist es außerdem, Open-Access-Komponenten in den TIB-geführten Konsortien zu verankern.

Wer nimmt aktuell an den Konsortien der TIB teil?

Für das Jahr 2023 bieten wir insgesamt 44 Konsortien mit unterschiedlichen Inhalts- und Teilnehmerzuschnitten sowie unterschiedlichen Lizenz- und Finanzierungsmodellen an. Über unser elektronisches Lizenzverwaltungssystem LAS:eR lässt sich die Gruppe unserer Kunden sehr schön grafisch darstellen:

Kunden TIB-Konsortialgeschäft nach Bundesland; Quelle: LAS:eR

Die Grafik zeigt, dass Einrichtungen aus allen 16 Bundesländern von unseren Dienstleistungen profitieren. Von über 320 Einrichtungen, die 2023 an dem Konsortialangebot teilnehmen, hat ein Großteil in Baden-Württemberg (47 Einrichtungen) ihren Hauptsitz, gefolgt von NRW (40), Berlin (31) und Bayern (27). Das Land Niedersachsen, in dem die TIB beheimatet ist, folgt auf Platz 5 mit 24 Einrichtungen.

Unsere Kunden sind klassischerweise wissenschaftliche Bibliotheken, die an unterschiedliche Arten von (Haupt-)Einrichtungen angeschlossen sind. Das Spektrum reicht von großen Staats- und Universitätsbibliotheken mit mehreren hundert Mitarbeitenden bis hin zur „One Person Library“ an kleinen Forschungseinrichtungen. Mehr als die Hälfte der Kunden sind dabei dem akademischen Sektor zuzuordnen (Universitäten und Hochschulen), gefolgt von Einrichtungen mit dem Fokus auf der Forschung (circa ein Drittel).

Kunden TIB-Konsortialgeschäft nach Bibliothekstyp; Quelle: LAS:eR

Einzelne Bibliotheken bzw. Einrichtungen nehmen im Jahr an durchschnittlich vier TIB-geführten Konsortien teil. Es gibt aber natürlich auch Kunden, die sich nur für ein ganz bestimmtes Produktportfolio oder eine Mitgliedschaft entscheiden. Andere Bibliotheken sind regelrechte „Stammkunden“ in unserem Konsortialgeschäft, so etwa auch die TIB selbst (in ihrer Rolle als Universitätsbibliothek der Leibniz Universität Hannover) und andere Bibliotheken der TU9-Gruppe. Wenn man alle einzelnen Beitritte von Einrichtungen addiert, kommt man in 2023 auf die stolze Zahl von über 1.380 Teilnahmen an Konsortien. All diese einzelnen Beitritte werden von den Kolleg:innen im Team Lizenzservice verwaltet und betreut.

Mit den neuen Finanzierungsmodellen, die die Umstellung auf Open Access mit sich bringt, erweitert sich auch der Kreis der angesprochenen Einrichtungen. Wir erwarten, dass in Zukunft vermehrt auch Universitätskliniken oder Einrichtungen in privater Trägerschaft an unseren Konsortien teilnehmen. Denkbar ist auch eine Ausweitung des Konsortialangebots auf Bibliotheken von Wirtschaftsunternehmen, hierzu müssen aber zunächst ein Netzwerk an Kontakten geknüpft und Bedenken seitens der Anbieter ausgeräumt werden. Auch die Internationalisierung von Konsortien, die zum Beispiel bei der gemeinschaftlichen Finanzierung von Open-Access-Publikationsorganen eine Rolle spielt, stellt eine Chance für die globale Wissenschafts-Community dar, über den Zusammenschluss zu Konsortien gemeinsame Ziele zu erreichen.

Hinweis: Gendersensible Formulierungen werden in diesem Artikel nur in Bezug auf Menschen verwendet und nicht auf juristische Personen.

ist Referentin für Lizenzen und bei der TIB für die Verhandlung von Konsortialangeboten zuständig.