Workshop „Fermenting Data” @ Innovercity

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Innovercity – die Initiative für Wissenschaft zum Anfassen der Hochschule Hannover öffnete Anfang Juni 2023 ihre Pforten, Als erste Veranstaltung auf den neu gestalteten flexiblen Flächen im alten Kaufhof-Gebäude in Hannovers Innenstadt startete das Joint Lab von TIB und HsH vergangenen am 2. Juni 2023 mit dem Workshop: „Fermenting Data”. Es brachte HsH-Studierende mit den Schwerpunkten Data Science, Web Data Management und Library Science mit Wissenschaftler:innen und Professor:innen der HsH, des Open Science Lab (TIB), der Aarhus University und der TU Berlin zusammen. Der Workshop weihte den zentralen Arbeits- und Studienbereich „Sofa-Talk” von Innovercity ein.

Workshop „Fermenting Data” @ Innovercity. Foto: TIB

Die Studierenden lernten hier alternative Ansätze und Methoden zum Sammeln, Strukturieren und Denken mit Daten kennen, die im Rahmen des Fermenting Data-Projekts gefördert wurden, das sich in den vergangenen drei Jahren durch verschiedene Phasen mit Ausstellungen und Kooperationen mit Künstler:innen sowie Mitgliedern der Öffentlichkeit entwickelt hat.

Warum „Fermenting Data”?

Das Projekt konzentriert sich auf ein Thema, das typischerweise außerhalb des Rahmens der meisten informationswissenschaftlichen Programme liegt – nämlich das immaterielle Kulturerbe, wie zum Beispiel verschiedene Traditionen der Zubereitung von Lebensmitteln in Symbiose mit anderen lebenden Organismen wie Bakterien. Gleichzeitig ermöglicht es die „lebendige” Natur des Themas, ein breites Publikum anzusprechen. Es bietet eine zugängliche Plattform, um komplexere Fragen zu erörtern, die damit zusammenhängen, wie wir Daten verstehen und mit ihnen umgehen – einschließlich Datenverfolgung und -überwachung, Schutz sensibler Daten, Datenherkunft und Vertrauenswürdigkeit und vieles mehr. Es gibt viele subjektive Faktoren in der kulturellen Praxis der Fermentation. Angefangen bei der Art und Weise, wie Rezepte interpretiert und ausgeführt werden, bis hin zur Art und Weise, wie wir Geschmack, Geruch und andere sensorische Aspekte der aus den Fermentationsprozessen resultierenden Produkte wahrnehmen. Diese subjektiven Faktoren beeinflussen und erschweren, wie Fermentationsaktivitäten objektiv in Datenaussagen beschrieben werden können.

Workshop „Fermenting Data” @ Innovercity. Foto: TIB

Modellierung von sozialen, sensorischen und Prozessdaten

Auf dem Workshop wurden die Daten, die im Rahmen des Projekts bei mehreren früheren Veranstaltungen gesammelt wurden, Studierenden vorgestellt, die die Themen Sammlung, Analyse und Strukturierung von Daten als Teil ihrer Ausbildung haben. Sie hatten die Möglichkeit, den Stand früherer Datenerhebungen zu prüfen und zu kommentieren und mit Beispieldaten zu arbeiten, um ein neues Datenmodell zu erstellen, das zur Strukturierung der vorhandenen Daten verwendet werden kann.

Soziale Daten, sensorische Daten und Prozessdaten – die Teilnehmenden erarbeiteten in Gruppen, wie Daten beschrieben werden können. Foto: TIB

In drei Gruppen schlugen Studierende und Workshop-Leiter:innen Klassen und Eigenschaften vor, um die Daten entlang dreier Hauptthemen zu beschreiben:

  1. Soziale Daten – in Bezug auf Menschen, Rezepte und Zubereitungsmethoden,
  2. Sensorische Daten – in Bezug auf Geschmack, Geruch und Farbwahrnehmung,
  3. Prozessdaten – in Bezug auf die biologischen Prozesse und Organismen, die an den verschiedenen zeitlichen Phasen der Fermentation beteiligt sind.

Die Ergebnisse jeder Gruppe wurden dann in einer speziellen Wikibase-Instanz erfasst (Wikibase ist ein kostenloses und quelloffenes Softwaretool zur Verwaltung von Linked Open Data, das von Wikimedia Deutschland gepflegt wird und an der TIB unter anderem im Projekt NFDI4Culture weiterentwickelt wird).

Zusammenarbeit während des Workshops. Foto: TIB

Das Nachdenken über die Datenorganisation im spezifischen Kontext von Wikibase hat neue Fragen aufgeworfen. Die Zusammenführung von Datenmodellkategorien aus allen drei Gruppen in einer einzigen Datenbank beeinflusste die Entscheidungen über die Festlegung einheitlicher Regeln für Aussagen, die zusätzliche Qualifikationen erfordern, zum Beispiel quantitative oder qualitative Messungen (für Rezeptzutaten oder Grad der Geschmackswahrnehmung). Die Studierenden stellten auch neue Fragen dahingehend, wie die Rohdaten erfasst werden müssen, etwa im Hinblick auf die Subjektivität der Farbwahrnehmung, die von Beobachter:in zu Beobachter:in variiert.

Blick auf das Änderungsprotokoll der Wikibase-Instanz während des Workshops.

Der Workshop ist Teil einer längerfristig angelegten Reihe, sodass die Ergebnisse dieser Ausgabe in zukünftige Veranstaltungen einfließen werden. Darüber hinaus wird die Wikibase-Instanz zum zentralen Datenspeicher für das Projekt, so dass die Arbeit der Studierenden in Zukunft mit anderen Gruppen von Workshop-Teilnehmer:innen weiter getestet und verfeinert werden wird. Die Ergebnisse dieses Workshops und mehrerer früherer Veranstaltungen werden in einem Paper zusammengefasst und veröffentlicht, das sich mit dem Thema der Kuratierung von Daten und dem spezifischen Kontext von Linked Open Data als Mittel zur Datenstrukturierung befasst.

https://fermentingdata.net/

Dr. Lozana Rossenova ist Mitarbeiterin im Open Science Lab der TIB und arbeitet im Projekt NFDI4Culture in den Bereichen Datenanreicherung und Entwicklung von Wissensgraphen. // Dr Lozana Rossenova is currently based at the Open Science Lab at TIB, and works on the NFDI4Culture project, in the task areas for data enrichment and knowledge graph development.